Testing Ground

Accustic Arts AMP VI Test: Massiv und Kraftvoll

Die Zahlen des neuen Accustic Arts Amp VI beeindrucken: 48.000 Euro, über 80 Kilo Gewicht und über 3000 Watt Leistung. Doch die massive Endstufe weiß auch musikalisch zu überzeugen.

Trotz hervorragender Testergebnisse ist die süddeutsche Manufaktur Accustic Arts doch eher ein Geheimtipp. Doch die HiFi-Produkte aus Lauffen am Neckar sind mehr als beachtenswert, wie etwa die Endstufe AMP II – MK 4, die eindeutig auf Referenzniveau spielt. Und jetzt zumindest auf dem Papier nochmal deutlich übertroffen wird, von der neuen Stereo-Endstufe AMP VI. Das Plus an Ausgangsleistung etwa sei ein direkter (sehr ambitionierter) Kundenwunsch… Für 48.000 Euro bietet der Neuling jetzt extreme 2x 950/1500/1600 Watt Dauerleistung an 8/4/2 Ohm und wiegt 84 Kilogramm.

Heißt also, dass das Gehäuse des AMP VI gut gefüllt ist, etwa mit 40 selektierten MOS-FET-Transistoren für reichlich Verstärkerleistung. Aufgebaut ist der Amp als zwei separate Mono-Blöcke, verdeutlicht durch die beiden Ringkern-Transformatoren, die natürlich kanalgetrennt und magnetisch abgeschirmten sind. Hier direkt ein Tipp: Die symmetrische Ansteuerung via XLR-Kabel ist klanglich vorzuziehen, wenn auch die Vorstufe vollsymmetrisch aufgebaut ist. Mit Cinch ist die Leistung des Amps natürlich auch hervorragend, aber die symmetrische Verbindung ist weniger anfällig für Störungen. Für extreme mechanische Stabilität und Resonanzarmut besteht das Gehäuse komplett aus Aluminium, während das fingerdicke Inlay aus massivem Messing gefräst, poliert und verchromt ist. So sollen Verzerrungen durch Vibrationen vermieden werden.

Besondere Features der Super-Endstufe

Passend zum kanalgetrennten Aufbau ist auch die Stromversorgung auch getrennt: der AMP VI hat zwei 10A-Stromanschlüssen, die insgesamt 20A oder bis zu 7.200 VA/Watt ermöglichen. Nur so können normale Haushaltssteckdosen die benötigte Spannung liefern. Die größte Stereo-Endstufe von Accustic Arts hat zudem eine Linearisierung des Dämpfungsfaktors eingebaut. Für eine leichte klangliche Variation kann diese umgeschaltet werden, wozu wir klanglich aber nicht unbedingt raten würden; Messtechnisch reduziert die Schaltung den Dämpfungsfaktor auch, der sonst laut Hersteller bei 500 liegt.

Auch die inneren Bauteile sind von hoher Qualität, kommen von namhaften Herstellern aus aller Welt. Die liefern auch einiges: Schutzschaltungen unter anderem gegen Clipping sowie ein DC-Netzfilter oder eine Einschaltstrombegrenzung. Die Kondensatorbänke für die Netzsiebung kommen zudem zusammen auf beeindruckende 220.000 Mikrofarad Kapazität.

Aufgrund des enormen Gewichts und der Größe eignet sich der AMP VI – übrigens erhältlich in Silber, Schwarz-Silber und dem etwas extravaganterem Schwarz-Gold – nicht für ein normales Regal. Spezielle Endstufen-Basen und Unterstützung beim Auspacken aus dem Flightcase sowie dem Aufstellen sind für den über 50 Zentimeter in breite und tiefe messenden Verstärker empfehlenswert und notwendig.

Massiver Amp mit reichlich Power

Und ist er platziert und aufgebaut, erleichtert der frontseitige Hauptschalter und die blauen LEDs die Handhabung und sparen Energie – einige der Vorgänger hatten diese noch auf der Rückseite. Auch energiesparend ist die Warmlaufzeit des AMP VI: der Verstärker benötigt nämlich kaum Zeit zum Aufwärmen und ist innerhalb von Minuten beim Optimum angelangt. Gleichzeitig bleibt er auch nach Stunden des intensiven Musikhörens kühl, dem Design des Gehäuses zu danken. Beides so besonders wie angenehm.

An besagtem Optimum zeigt der AMP VI sich als Verstärker von enormer Ausdruckskraft, aber doch leichtfüßig und mit einer beeindruckenden Musikalität. Besonders in den Mitten beeindruckt er, was dem Charakter natürlicher Instrumente und Stimmen zugutekommt. Das Klangbild ist unkomprimiert und beweglich, hebt sich so von anderen, “nur” kraftvollen Monster-Amps ab. Gleichzeitig ist der Bass geradezu brutal und gewaltig, jedoch gleichzeitig unverzerrt sofern gute, passende Lautsprecher am Verstärker hängen – in diesem Falle zum Beispiel die B&W 800 D3.

Führt man sich die klangliche Leistung und ihre Kombination mit schierer Power vor Augen, ist die Entwicklungsleistung hinter dem Accustic Arts beeindruckend. Es wirkt fast so, als wurde hier extreme Leistung und Kraft mit einem so schmeichelnden und klaren Mittelton vereint, wie man ihn sonst nur Röhrenverstärkern zuschreiben würde. Wer nochmal mehr Kanaltrennung will – wir messen beim AMP VI “nur” gute 74 dB – hätte vielleicht Interesse an den separat erhältlichen Monoblöcke namens Mono VI, die aber 74.100 Euro kosten. Aber auch als Stereo-Endstufe ist der Accustic-Arts-Verstärker ein außergewöhnlicher Amp von Weltklasse, der sowohl in Leistung als auch Klangqualität absolut begeistert, vielleicht einzig abgesehen vom Preis und Stromverbrauch.

Das vollständige Testprofil des Accustic Arts AMP VI finden Sie auf stereo.de.