Editor's Picks

Album der Woche: Linkin Park — “From Zero”

Eine Band, von der man glaubte, sie sei dem Untergang geweiht, meldet sich zurück und veröffentlicht ein neues Album.Linkin Park gönnen sich einen Neuanfang — in jedem Sinne des Wortes.

Linkin Park 2024 © James Minchin

CEs ist zweifellos das am meisten beachtete Comeback des Jahres 2024. Mit From Zero, ihrem ersten Album mit der neuen Sängerin Emily Armstrong, machen Linkin Park so viel von sich reden wie nie zuvor. Es schien, dass der tragische Tod ihres Sängers Chester Bennington im Jahr 2017, nur wenige Monate nach dem Tod seines Freundes Chris Cornell, das Schicksal der Band besiegelte — oder auch nicht. Denn offiziell gab es keinen wirklich klaren Kommentar zu den Ereignissen. Während ein Teil aus der Band ankündigte, das Handtuch zu werfen, nachdem sie ein Mitglied verloren hatten, das als unumgänglich galt, hielten andere, insbesondere das Management, die Idee aufrecht, das Projekt zu pausieren und später weiterzuführen. Linkin Park wurden in ihrer Anfangszeit von vielen Medien in Frage gestellt, die in ihr nur ein Casting-Projekt sahen, das die breite Masse begeistern sollte. Die Karriere der Band hat bewiesen, dass sie mehr als das war.

Als Hybrid Theory, das erste Album der Band, im Jahr 2000 erschien, war es ein voller Erfolg. Nu-Metal war in die Jahre gekommen, die Fusion von Rap und Metal nicht mehr zeitgemäß, die Post-Grunge-Welle hat Schwierigkeiten, die Fackel zu heben, und Punkrock erobert die Radiowellen... Inmitten dieses Genre-Chaos, das versucht, sich einen Platz an der Sonne zu sichern, ist das Rezept von Linkin Park ein Volltreffer. Die Band verstand es, die richtigen Einflüsse herauszupicken und sie mit einem echten Pop- und Mainstream-Touch zu mischen, um ein breiteres Publikum anzusprechen, was ihr damals von vielen Fachmedien vorgeworfen wurde. Doch der Erfolg ist unbestreitbar. Dieselben Songs haben bereits mehr als zwei Jahrzehnte überdauert und sind immer noch so eingängig wie eh und je, was beweist, dass ein echtes Know-how dahintersteckt. Denn trotz der industriesgesteuerten Seite, sind Linkin Park wie viele andere Bands auch ein Abenteuer, das von Schulfreunden, allen voran Mike Shinoda, ins Leben gerufen wurde. Sicherlich wird die Stimme des später rekrutierten Bennington die Situation radikal verändern. Aber das Projekt war bereits drei Jahre alt, als der Sänger dazu stieß.

Linkin Park beherrschten mit drei Alben (Hybrid Theory, Meteora und Minutes to Midnight) fast zehn Jahre lang den Metal und den Mainstream-Rock. Die folgenden Platten waren etwas weniger erfolgreich, aber die Musiker konnten das Feuer auf den Bühnen bis 2017 aufrechterhalten. Das Comeback der Band nach sieben Jahren, in denen sie mit unklaren Aussagen, Neuauflagen, Kompilationen und Live-Alben auf sich aufmerksam machte, hatte einen besonderen Grund: Emily Armstrong stand als Überraschung hinter dem Mikrofon.

Die Sängerin wurde von Anfang an wegen ihrer Vergangenheit (und immer noch Gegenwart?) in der Scientology-Kirche und ihrer Verbindungen zu Danny Masterson, einem Schauspieler und Mitglied der Sekte, der wegen Vergewaltigung mehrerer Frauen verurteilt worden war, angegriffen. Sie musste sich anhand der ersten von der Band veröffentlichten Singles schnell auf der Bühne und im Studio beweisen.

Entgegen aller Erwartungen hält das Ergebnis auf solide Weise stand. Auch wenn es noch einige Polemiken zu löschen gilt (die Kritik aus dem Umfeld und der Familie von Chester Bennington, das Fehlen einiger Musiker, die erst vor kurzem ersetzt wurden, sowohl auf der Bühne als auch auf dem Album...), haben die Fans die neue Besetzung bereits abgesegnet. Die Tickets ihrer Europa-Tournee in den größten Stadien mit über 40.000 Plätzen waren innerhalb weniger Minuten ausverkauft. Linkin Park beweisen, dass die Maschine nicht ins Stocken geraten war und dass dieser Neuanfang eines der musikalischen Ereignisse des Jahres sein kann.